Das Mainzer Startup ionas, kurz für ‘Ihr Online Assistent’, haben wir Euch u.a. bereits mit einem kleinen Pitch-Video vom Gründerfrühstück Wiesbaden vorgestellt.
Nun komplettieren wir die Vorstellung mit einem Interview der Gründer Ralf und Christoph.
RMS: Bitte stellt Euch uns kurz vor. Wer seid Ihr und was macht Ihr?
Wir sind Ralf (34) und Christoph Dyllick-Brenzinger (31). Wir sind die Gründer der im Juli 2014 in Mainz eingetragenen ionas OHG (www.ionas.com).
ionas steht als Akronym für ‘Ihr Online Assistent’ und der Name ist unser Programm. Als ‘Ihr Assistent’ wollen wir ein zuverlässiger und kompetenter Ansprechpartner für leidgeplagte und gefrustete Computernutzer sein. Ob eine unverständliche Fehlermeldung, ein Problem mit einem Peripheriegeräte oder Hilfe bei der Benutzung einer Anwendung ist, wir stehen mit Rat und Tat zur Seite. Unsere Eigenschaft als ‘Online Assistent’ macht klar, dass wir keine klassischen Computer-Techniker sind. Wir kommen nicht zu unseren Kunden nach Hause, sondern wir „assistieren“ per Telefon und Computer-Fernwartung. Und dies ist kein Nachteil: Die heutigen Fernwartungstools sind so leistungsfähig, dass wir unseren Kunden praktisch so helfen können, als ob wir neben Ihnen sitzen. Außerdem muss der oder die Hilfesuchende nicht auf den Besuch des Technikers warten und spart durch die fehlende Anfahrt bares Geld. Unser Büro ist 12h am Tag besetzt (8Uhr – 20Uhr) und so können wir sofort helfen, wenn das Problem auftritt. Natürlich gibt es auch einige Probleme, die sich nur durch eine Intervention vor Ort lösen lassen. Wir denken aber, dass die Fernwartung für das Gros der Fälle die bessere, weil günstigere und komfortablere Wahl.
Neben der fallbezogenen und reaktiven Computer-Soforthilfe betonen wir auch die Bedeutung der Prävention. Der Volksmund weiß „Vorsorge ist besser als Nachsorge“, dennoch wird die Regel viel zu häufig schlicht und einfach nicht beachtet. Ausbleibende Updates, leichtsinnige Sicherheitseinstellungen und fehlende oder deaktivierte Virenscanner durchlöchern die Schutzmauern des Computers und führen dazu, dass sich die Computernutzer unnötigen Gefahren aussetzen. Ist auch kein Backup installiert, dann kann der Datenverlust schon dramatisch sein. Hier setzen wir mit unserer Computer-Quartalsinspektion, unserem automatischen Software-Updater und unseren Backup-Lösungen an.
RMS: Wie kam es zur Gründung von Eurem Startup?
Wie so häufig kam auch bei uns die Inspiration für die Unternehmensgründung aus dem privaten Umfeld. Für Freunde, Bekannte und Verwandte waren wir Ansprechpartner erster Wahl bei Computerfragen und -problemen. Bei Heimatbesuchen mussten regelmäßig ein paar Stunden extra für die Reparatur der Computer der Eltern und von Freunde eingeplant werden. Und so gerne wie wir diese Aufgaben abgegeben hätten, so wenig gab und gibt es wirklich attraktive Alternativen.
An wen hätten wir verweisen sollen? Der Gang zum Computer-Laden um die Ecke ist mühsam und auf den Computer kann oder will man nicht längere Zeit verzichten. Die zahlreichen existierenden Soforthelfer, die Ihre Services per Zeitungsannonce oder im Internet anbieten, sind regelmäßig nicht verfügbar, wenn man sie braucht, wenig hilfreich und/oder unprofessionell. In der Gründungsvorbereitungsphase haben wir einige Anbieter getestet und waren teilweise schockiert über die vorherrschenden Geschäftspraktiken.
Dass in der Branche etwas im Argen liegt, hat auch der jüngste Hotline-Test der Computerzeitschrift CHIP deutlich gemacht. Die PC-Hilfe Hotlines waren Test-Schlusslicht hinter denen von Reiseportalen und Telekom & Co. Wer sich schon mal über deren schlechten Service aufgeregt hat, kann sich vorstellen, wie das Serviceniveau bei PC-Hotlines ist.
Die Gründungsidee war daher simpel: wir wollten neue Maßstäbe im Bereich persönliche Computer-Soforthilfe setzen und für die vielen hilfe-und ratsuchenden Computernutzer ein wirklich attraktives Gesamtdienstleistungsangebot schnüren, das sie in die Lage versetzt, bequemer, sicherer und effizienter mit dem Computer zu arbeiten. Nicht zuletzt spielte auch der persönliche Hintergrund eine Rolle: Wir kommen aus einem Unternehmerhaushalt und die Selbständigkeit war für uns immer eine attraktive Alternative zur Anstellung. Das kaufmännische Werkzeug haben wir an der Uni mitbekommen: Ralf ist Diplom-Kaufmann und Christoph Diplom-Volkswirt.
RMS: Wie habt Ihr die Finanzierung des Startups gestemmt?
Wir haben das große Glück, dass wir über die letzten Jahre in unseren Jobs in der Unternehmensberatung etwas auf die Seite legen und auf dieses Kapital für die Gründung von ionas zurückgreifen konnten. Im Moment sind wir zu 100% aus eigenen Mitteln finanziert. Dieses reicht aus, um uns zwei Jahre lang ohne konkretes Gewinnziel über Wasser zu halten.
Dieser Umstand ist für uns natürlich sehr komfortabel, da wir uns dadurch voll auf die Entwicklung des operativen Geschäfts konzentrieren können und nicht auf externen Geldgeber oder Bankkredite angewiesen sind. Mittelfristig wird sich dies aber mit Sicherheit ändern, da unsere Ressourcen natürlich auch begrenzt sind.
RMS: Was waren die größten Stolpersteine, die Ihr bisher bei der Gründung und dem Aufbau des Startups überwinden musstet?
Die Aufgabe, die mit Abstand am meisten Zeit absorbiert, ist die Platzierung unserer Firma und unseres Angebots auf der digitalen Landkarte in Deutschland. Wir sind ja nicht die erste Firma, die Computer-Soforthilfe anbietet. Im Gegenteil: Der Markt ist mit der großen Anzahl von Systemhäusern und Computer-Läden sowie der unüberschaubaren Anzahl von Einzelkämpfern hochgradig fragmentiert und intransparent. Sich als junges Unternehmen in einem solchen Markt zu etablieren und seine Value Proposition erfolgreich zu kommunizieren, ist alles andere als einfach.
Entgegen unserer ersten Erwartung war es für uns vergleichsweise einfach, ein schlagkräftiges Team zusammen zu stellen. Vermutlich hatten wir einfach großes Glück.
RMS: Mit wie vielen Leuten arbeitet Ihr mittlerweile an Eurem Startup?
Wir sind ein sechsköpfiges, hochmotiviertes Team – alles Männer. Letzteres war kein Ziel sondern ist den Umständen geschuldet. Die Bewerbungen von Frauen auf unsere Stellenanzeigen waren absolute Mangelware.
Wichtig bei unseren Teammitgliedern ist uns vor allem ein Aspekt: Sie müssen Generalisten sein, Themen strukturiert bearbeiten und sich auf unterschiedlichen Themen wohl fühlen und diese vorantreiben können. Bei einem Unternehmen unserer Größe und der gegebenen Dynamik sind Spezialisten einfach zu unflexibel.
Eine geringe Bedeutung hat für uns der bisherige Lebenslauf bzw. die (hoch)schulische Ausbildung gespielt. Ungeachtet des Lebenslaufs führten wir mit praktisch jedem Bewerber ein persönliches Gespräch, um den Mensch näher kennenzulernen. Unser Erfahrungen bestätigen uns: Der Lebenslauf darf nicht überbetont werden und sollte erst recht nicht als Maßstab für die persönliche Leistungsfähigkeit herangezogen werden. Er ist bestenfalls ein Grobindikator für den Fit einer Person zu einem Unternehmen.
RMS: Was macht Ihr, um den Bekanntheitsgrad von Eurem Startup weiter auszubauen?
Wir haben einige Eisen im Feuer. Die wohl wichtigste Einzelmaßnahme ist unser ionas-Server. (Der ionas-Server ist die erste private Cloud-Lösung für Jedermann. D.h. er speichert die digitalen Daten inkl. Dateien, Ordnern, Kontakt- und Termindaten seiner Nutzer auf einer eigenen Festplatte und synchronisiert die persönlichen Daten vollautomatisch zwischen allen angeschlossenen Geräten, seien dies Windows-Computer oder Macs, iPhones oder Android Smart Phones. Weitere Informationen auf www.ionas-Server.com). Wir haben den ionas-Server an mehrere Blogger, Redakteure und befreundete Unternehmen verteilt und bisher sehr gutes Feedback erhalten. Mehrere Beiträge sind schon jetzt im Web verfügbar.
RMS: Wo möchtet Ihr in den nächsten 3-5 Jahren mit Eurem Startup stehen?
Wir würden uns wünschen, dass wir uns als zuverlässiger Anbieter für Computer-Soforthilfe etabliert und eine fünfstellige Zahl treuer und zufriedener Kunden haben.
Für uns geht Qualität vor Quantität. Ob wir nun der zweite oder dritte im Markt sind, ist für uns von nachrangiger Bedeutung. Wichtiger ist für uns die Erreichung unserer ursprünglichen Zielsetzung: die Etablierung eines neuen Qualitätsstandards für Computer-Fernwartung im deutschsprachigen Raums.
RMS: Wie siehst Du den Gründungsstandort Rhein-Main? Ist die Region eine gute Gegend für Startups?
Persönliche Gründe haben uns nach Mainz geführt und Mainz schien geeignet für die Unternehmensgründung. Eine detaillierte Stadt- oder Regionenevaluation haben wir in der Vorgründungsphase nicht durchgeführt. Daher ist es schwierig auf diese Frage eine informierte Antwort zu geben.
Eine Sache können wir aber auf jeden Fall sagen: Wir haben die Wahl für Mainz bisher nicht bereut und wir freuen uns auf den intensiveren Austausch mit anderen Startups in den kommenden Monaten.
RMS: Gibt es irgendeinen Tipp, den Du anderen Gründern mit auf den Weg geben möchtest?
Wenn man ein Unternehmen gründet, dann hat man sehr genaue Vorstellungen, wie die Dinge laufen sollen. Man zögert, Dinge aus der Hand zu geben. Man hat Mühe, abweichende Ergebnisse zu akzeptieren. Dies ist allzu leicht nachvollziehen: Das eigene Baby überlässt man einfach nur mit schweren Herzen anderen.
Die ist aber gerade der falsche Ansatz. Als Jungunternehmer kämpft man an so vielen Fronten gleichzeitig, dass man delegieren muss. Dass dabei Ergebnisse entstehen, die nicht den eigenen Zielvorstellungen entsprechen, liegt in der Natur der Sache.
Wir haben grundsätzlich gute Erfahrungen mit dem Empowerment unserer Teammitglieder gemacht. Wir haben uns viel Zeit genommen, um unsere Vision zu kommunizieren und sie in Entscheidungsprozesse zu involvieren. Wir wollen ihnen Zeit zum Experimentieren geben und die zahlreichen Entscheidungen gemeinsam erarbeiten oder zumindest die Zeit lassen, sie zu diskutieren. Denn: Am Ende sind wir alle oder keiner erfolgreich.
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