“Start-Up Nation” Israel – eine auch in Deutschland umsetzbare Erfolgsgeschichte? | Teil 2

Der Grundstein: ein starker F&E Zweig und die Rolle des Staates

Zu Beginn der 1990er Jahre ähnelte die Situation in Israel mit einem kaum vorhandenen Rohstoffvorkommen aber einer hohen Anzahl an sehr gut ausgebildeten jedoch arbeitslosen Arbeitern, einem sehr guten Ausbildungssystem und einem sich im Aufbruch befindenden IT- und Kommunikationssektor stark der Ausgangslage des Silicon Valley in Kalifornien kurz bevor es zum wichtigsten Industriegebiet der USA wurde. Hauptverantwortlich für diese günstige Ausgangslage war der Staat. Dieser hat es geschafft, durch seine Gesetzgebung und Förderung der Zusammenarbeit zwischen dem privaten und öffentlichem Sektor sowie der Hochschulen und der Industrie, sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene, einen hohen Standard auf dem Gebiet der Innovation und Lehre durchzusetzen und damit ein attraktives Umfeld für Unternehmen, Forscher und Wissenschaftler zu schaffen. Anfang der 80er Jahre errichteten zudem sehr viele internationale Unternehmen, darunter Microsoft, Intel und IBM aufgrund der hohen Dichte an sehr gut ausgebildeten Wissenschaftlern und Ingenieuren, ihre F&E Zentren In Israel, was den Standard der F&E-arbeit noch weiter erhöhte. Das positive Umfeld für F&E war damit als erste und entscheidende Voraussetzung für Start-Ups gegeben. Neben der Abwesenheit des notwendigen Startkapitals fehlte den jungen Unternehmern, die zwar über viel technisches Wissen und Entwicklungsgeschick verfügten jedoch das erforderliche Managementwissen um ihre Produkte und Unternehmen auch erfolgreich auf den Markt zu bringen. Als Konsequenz scheiterten nach einer Studie des Office of the Chief Scientist (OCS) in den späten 80ern rund 60% der von der OCS als vielversprechend eingestuften Projekte daran, weiteres benötigtes Kapital für die Vermarktung der Produkte zu erhalten. Während die Regierung hohe Summen für die Finanzierung im F&E Bereich ausgab, existierten keine Initiativen für die Unterstützung von Start-Ups.

Trotz geopolitisch schwieriger Lage konnte Israel eine aktive Startup-Szene herausbilden. (Foto: Israel Defense Forces)

Schnell wuchs die Bekanntheit der Innovationskraft des Landes. Erfindungen wie der USB-Stick, die VOIP-Technologie oder das Sofortnachrichtenprogramm ICQ sind nur einige Beispiele die weltweit Einsatz fanden. Bei der Zahl der Patentanmeldungen pro Kopf befindet sich Israel damit weltweit nach Japan auf dem zweiten Platz. Die Hauptmotivation für die Implementierung des ersten Programms, des Yozma Programms 1993, lag für die israelische Regierung im Aufbau einer stabilen Infrastruktur für die jungen, risikobehafteten Start-Ups. Vor der Implementierung des Yozma Programms gab es praktisch keine Anlaufstelle für die Finanzierung von riskanten Seed- und Early-Stage Unternehmen. Investoren aus dem Ausland waren sehr zurückhaltend und wollten das hohe Risiko nicht eingehen, zumal zum Risiko des Scheiterns der Start-Ups noch eine geopolitisch instabile Lage Israels hinzukam.

Mit dem Yozma Programm wurde eine Summe von insgesamt 100 Mio. US-Dollar von der israelischen Regierung investiert, wovon 80 Millionen für den Aufbau von zehn Venture Fonds für den Privatsektor verwendet wurden und die restlichen 20 Millionen US-Dollar direkt in vielversprechende Hightech Unternehmen flossen. Mit dieser Dachfonds Initiative verfolgte die Regierung das Ziel den bis dahin kaum vorhandenen Venture Capital Markt in Israel aufzubauen und auch erfahrene Experten für diesen Markt zu gewinnen. Basierend auf dieser Zielsetzung schrieb das Yozma Programm zusätzlich vor, dass an jedem der 10 Yozma-Fonds sowohl ein israelischer als auch ein etablierter ausländischer Partner beteiligt sein musste um von der Erfahrung und dem Wissen der ausländischen Venture Capital Manager profitieren zu können und darüber hinaus, ein weltweites Netzwerk aus Experten und Investoren aufzubauen. Die ausländischen Venture Capital Experten stammen hauptsächlich aus den USA, deren VC Gesellschaften als Vorbild dienten. Die durch das Yozma Programm aufgesetzten Fonds haben in mehr als 40 Zielunternehmen investiert und haben einem Großteil dieser Firmen dabei geholfen erfolgreiche IPO’s durchzuführen, hauptsächlich an Börsen in Europa und den USA. Zudem hat das Programm dabei geholfen eine Vielzahl der Zielunternehmen gewinnbringend an namhafte Unternehmen wie etwa Microsoft, Cisco, Medtronic oder Johnson&Johnson zu verkaufen. Rückblickend wird das Yozma Programm als ein großer Erfolg im Aufbau eines starken VC Marktes angesehen das darüber hinaus auch die Aufmerksamkeit ausländischer Investoren auf Israel lenkte. Der Erfolg der Regierung in der Implementierung des Programms stieß auch bei anderen Staaten auf Interesse, so dass die Regierungen vieler Länder, darunter Neuseeland, Singapur, Russland, Kanada, Japan und Südkorea bei der israelischen Regierung den Wunsch äußerten sich persönlich mit den Gründern des Yozma Programms zu treffen um sich das Erfolgskonzept erklären zu lassen. Während der zweiten Hälfte der 1990er Jahre, entwickelte sich der VC Markt zum bedeutendsten Akteur in der Unterstützung der israelischen Hightech Industrie. Zu diesem Zeitpunkt begannen erstmals auch zahlreiche ausländische VC Firmen direkt in israelische Start-Up Unternehmen zu investierten. Die Zahl der von VC Firmen unterstützten Start-Up Unternehmen stieg von 110 im Jahr 1993, auf 750 im Jahr 1998. Diese Entwicklung spiegelt den sprunghaften Anstieg der Vergfügbarkeit von Venture Capital wieder, die durch das Yozma Programm ermöglicht wurde.

Morgen erscheint Teil 3 der Artikelreihe von Marina Zayats über die Start-Up Nation Israel.

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