Passend zum ersten Frankfurter Franchise Matching Day der am kommenden Mittwoch im Rahmen der Aufschwung Messe in der IHK Frankfurt stattfindet, haben wir hier von den Veranstaltern ein paar Tipps für euch:
In diesem Beitrag geht es um die Auswahl eines Franchise-Systems und mögliche Parameter für die eigene Entscheidung, mit oft jahrelangen Konsequenzen.
Wenn ich a) die Entscheidung getroffen habe, mich selbständig zu machen und b) mich der Weg in die Selbständigkeit über Franchising am meisten anspricht dann kommt c) die Entscheidung für ein Franchise-System.
Wie finde ich dieses? Woran könnte ich mich orientieren?
Wenn wir den Entscheidungsprozess grob analysieren, werden folgende Punkte von Relevanz sein, so ich diese Entscheidung aus Sicht eines zukünftig aktiven Franchise-Nehmers und nicht als Investor in Franchising treffen möchte.
1.) Entscheidung für eine Branche, eine Richtung:
Ist mir essen & trinken wichtig? Spielt Sport eine besondere Bedeutung in meinem Leben? Hatte ich immer schon einen Hang zum Lernen und Organisieren, faszinieren mich Immobilien oder die Technik und das Handwerk? Habe ich gerne mit Frauen, Kinder, zu tun? Also hier geht es darum, die nächsten Jahre mit einem Thema zu verbringen, das mir liegt, das mich mehr als andere Themen anspricht und ich mich auch inhaltlich authentisch einbringen kann.
2.) Werte-Check:
Habe ich mich für eine Richtung entschieden, werde ich die unterschiedlichen Anbieter jeweiliger Branchen finden: Bei den Immobilien werde ich u.a. auf ReMax, Falc-Immobilien, Dahler & Company, Town & Country stoßen, geht es um essen und trinken, könnte die Systemgastronomie von McDonald´s, Nordsee, Backwerk über Burgerista, Subway, Cinnabon, Hallo Pizza u.v.m in Frage kommen, beim Lernen werde ich mit LernQuadrat, Schülerhilfe zu tun haben, im Sport mit Mrs.Sporty, der Trainingsinsel etc. in der Technik mit Pirtek, Maric Airclean, Filtafry, im Handel bei Mobile Outfitters oder Amazing Jewelry , im Dienstleistungsbereich werde ich z.B. bei Mail Boxes Etc. (MBE) fündig.
Jetzt geht es innerhalb dieser Gruppen um den nächsten Schritt der Auswahl.
Dazu ist meiner Ansicht nach sehr wichtig, in die Wertelandschaft dieser Marken und der sie repräsentierenden Menschen einzutauchen. Wofür stehen diese Firmen? Sind deren Werte mit meinen eigenen Werten kompatibel?
Gerade wenn es um so wichtige Entscheidungen wie das eigene Berufsumfeld geht, sollten die Werte des Unternehmens, für das ich mich entscheide, auch zu mir passen, sonst muss ich mich innerlich ständig “verbiegen”, das führt auf Dauer zu Streß. Ist mir z.B. Nachhaltigkeit sehr wichtig in meinem Leben und ich entscheide mich aus Kostengründen für ein Unternehmen, dass jedoch Nachhaltigkeit gar nicht am Radar hat, werde ich auf Dauer nicht glücklich werden!
3.) Verhalten des Franchise-Systems:
Basierend auf den eigenen Werten, wird sich ein Unternehmen und seine MitarbeiterInnen und Franchise-PartnerInnen dementsprechend Verhalten. Gefällt mir das? Im Sinne des Mystery Shopping kann ich womöglich das System mal in seinem Verhalten mir gegenüber schon ganz gut wahrnehmen, auch auf Messen im persönlichen Gespräch mit den Angestellten – bis hin zur Website und dem Auftritt des Franchise-Systems in sozialen Medien können Rückschlüsse gezogen werden, ob mir dieses Verhalten des Unternehmens gefällt und ich mich damit identifizieren kann.
Das geht bis zur Information, ob das Franchise-System über einen Beirat von Franchise-Partnern verfügt oder nicht.
Wie wird der Kernwert des Franchise-Gedankens, das “miteinander” gelebt?
4.) Kostencheck:
Hier präsentieren sich Francihse-Systeme sehr unterschiedlich. Es gilt zu unterscheiden zwischen Einstiegsgebühren (für die aufgebaute Marke), Investionskosten (Einrichtung), laufenden Franchise-Gebühren (monatlicher Beitrag, meistens vom Umsatz) manchmal zusätzlichen Marketing- und Ausbildungsbeiträgen. Hier gilt es gut zu rechnen, sich Beispiele von Business-Plänen zeigen zu lassen und auch zu bedenken, dass die Anfangsphase, also die ersten Monate des Aufbaues des eigenen Geschäftes womöglich eine Durststrecke darstellen. Hier sind bekannte Marken durchaus im Vorteil, weil der Endkonsument bereits weiß, was ihn erwartet, so er den bekannten Markennamen im Straßenbild wahrnimmt.
Andererseits können junge Systeme durch niedrige Einstiegsgebühren punkten. Letztendlich zählen alle Punkte dieser Liste…
5.) Sympathie der Marke:
Natürlich sind wir selbst auch Endkonsumenten und werden die Marke womöglich schon innerlich abgespeichert haben. Bin ich im Alltag ein McDonalds oder Burgerista-Fan, wird mir die Entscheidung sicher leichter fallen! Was strahlt die Marke für mich aus? Wie präsentiert sie sich? Was ist das Produktversprechen, der emotionale Zusatznutzen? Welches Image assoziiere ich mit der Marke?
6.) Bekanntheitsgrad der Marke:
Je bekannter umso einfacher könnte man sagen. Das lassen sich die Firmen natürlich auch bezahlen. Sie haben über Jahre hinweg in die Markenpolitik investiert um einen bestimmten Status der Bekanntheit zu erreichen. Es ist zwar nicht jeder, der bekannt ist, sympathisch, aber das obliegt wieder meiner persönlichen Einschätzung, siehe Punkt 5.
Mir fällt auf, dass gerade in den letzten Jahren auch immer mehr junge Firmen über Franchising rasch ihren Marktanteil ausbauen wollen. Hier kann der potentielle Franchise-Nehmer noch nicht auf den Bekanntheitsgrad oder das aufgebauter Image setzen. Aber: oft sind es die Jungen, die sehr gute Ideen haben und auch in der Kommunikation auf ganz andere Strategien setzen, die wiederum bei jungen Konsumenten sehr gut ankommen. Also wären die Systemreife und der Bekanntheitsgrad nur ein Punkt auf meiner Entscheidungsliste.
6.) Lokale Verfügbarkeit:
Sehr fein, wenn ich ein für mich passendes und finanzierbares System gefunden habe! Dann stellt sich natürlich die Frage, ist das in meinem lokalen Umfeld realisierbar? Gibt es einen Gebietsschutz? Oder muss ich, um bei meinem Wunsch-System Partner zu werden, lange Anfahrtswege in Kauf nehmen? Was bedeutet das dann für mich und meine Familie?
7.) Ausbildung:
Manche Systeme verlangen von vornherein eine bestimmte Fach-Ausbildung, andere setzen bewusst auf Quereinsteiger. Und wie sieht es mit der Einschulung und Weiterbildung durch das Franchise-System aus? Hier gibt es beträchtliche Unterschiede!
8.) Betreuung durch die Franchise-Zentrale:
In welcher Form und wie oft werde ich durch die Zentrale – und womit – unterstützt? Sitzen dort Profis im Marketing, im Verkauf, in der Finanzierung, in der Innovation? Welche Zusagen bekomme ich für das laufende Geschäft von der Zentrale?
9.) Innovationskraft des Franchise-Systems:
Jedes Unternehmen muss sich ständig weiterentwickeln. Sind die Produkte oder Dienstleistungen des gewünschten Franchise-Systems fit für die Zukunft? Was wird dort für die Weiterentwicklung unternommen? Wie werden die Franchise-Partner dabei eingebunden?
10.) IT und technische Ausstattung:
Ohne ausgezeichnete IT und technische Infrastruktur geht in Zukunft immer weniger. Und Jedes Franchise-System muss sich Gedanken zur Kommunikation und dem Austausch mit den eigenen Franchise-Partnern machen, ebenso über eine ausgezeichnete Website für die Endkunden verfügen und auch für alle kaufmännischen und buchhalterischen Abläufe gute IT-Lösungen anbieten.
Natürlich ist jeder Franchise-Partner ein eigenständiger Unternehmer und kann sich in vielen Punkten für eigene Lösungen entscheiden, doch für mich ist ja einer der großen Vorteile eines Franchise-Systems, dass ich als Jungunternehmerin nicht alles selbst entdecken und aussuchen muss.
Zusätzlich werde ich natürlich auch die Standesvertretung befragen, also z.B den Österreichischen Franchise Verband oder den Deutschen Francnhise-Verband kontaktieren und auch deren Meinungen zu den Systemen einholen. Und auch den Weg zur WKO oder IHK suchen, bzw. mit anderen Franchise-Nehmern sprechen um möglichst viel an Informationen zu sammeln. Dazu gehören natürlich auch Rechtsanwälte und Steuerberater – denn diese Gespräche würde ich auch führen, wenn ich den klassischen Weg der Selbständigkeit beschreiten würde. Das ist die Eigenverantwortung jedes Unternehmers, Unternehmerin.
Die online-Recherche auf Branchen-Plattformen wie auf dem Franchise-Portal, Franchise.net, Franchisedirekt oder Für Gründer.de würde ich natürlich genauso betreiben, wie das Lesen von Fachjournalen wie Franchise Erfolge oder Igenda.
Und wenn die 10-Punkte-Liste geklärt ist und die weiteren Info-Gespräche geführt wurden, kommt natürlich noch eine besonders wesentliche Frage: Was sagt meine Familie dazu? Je besser alle Punkte gemeinsam und in aller Klarheit besprochen sind umso sicherer kann ich meinem beruflichen Weg als erfolgreiche Franchise-Nehmerin entgegen sehen 🙂
http://www.franchise-erfolge.de
http://www.franchiseportal.de/
http://www.franchise-net.de
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