Impact Week: Vollgas für kenianische Start-ups

Impact Week: Vollgas für kenianische Start-ups

28. Juni 2016 von Julia Zhu, Oseon

Wer ein Start-up gründen will, hat eine Menge zu tun: angefangen von der Geschäftsidee über Finanzierung bis hin zu Kommunikation und Pitchen um Investitionen. Das ist für jeden angehenden Unternehmer eine Herausforderung, besonders aber für junge Menschen in Entwicklungsländern. Mit dem Ziel, Talente in Kenia dabei zu unterstützen, sich mit innovativen Geschäftsideen selbständig zu machen, findet vom 4. bis zum 7. Juli 2016 die Impact Week Nairobi statt. Einen Eindruck vom letzten Jahr gibt es hier:

Digitalisierung ist gerade eines der heißesten Buzzwords. Datengetriebene Prozesse und Geschäftsmodelle haben die Wirtschaft umgekrempelt und die Karten neu verteilt. So mancher Weltkonzern zittert vor der Konkurrenz der jungen Wilden, die nicht mehr als eine Internetleitung brauchen, um die Welt zu erobern. Wer etwas auf die Beine stellen will, baut erst mal eine App. Digitale Services von Unternehmen wie Facebook, Uber, Lieferando oder Tinder dringen in alle Winkel des Lebens vor – die Verbraucher freut’s, wird doch der Alltag viel bequemer.

Manchen mag das lapidar erscheinen. Braucht man wirklich eine App, um Pizza beim Italiener um die Ecke zu bestellen? Darüber kann man sicher streiten, doch solche Beispiele erfassen das Potenzial der digitalen Transformation ohnehin nicht. „Wirklich relevante neue Technologien beschränken sich nicht darauf, Bestehendes effizienter und einfacher zu gestalten. Sie schaffen neue Möglichkeiten, die das Leben von Nutzern entscheidend verbessern können“, sagt Tapio Liller, Managing Partner bei der auf Digitalisierungsthemen spezialisierten PR-Agentur Oseon. Im Gesundheitswesen kann etwa smartes Tracking von Vitaldaten und eine zentralisierte Datenverwaltung das Leben von Patienten retten. In anderen Weltregionen gibt es wiederum Problembereiche, die sich durch digitale Technologien ganz anders angehen lassen. Das eröffnet neue Chancen für Menschen, die ganz andere Sorgen haben als die Lieferung ihres Mittagessens.

SMS gegen Medikamentenfälschung

Bleiben wir beim Beispiel Gesundheit. Medizinische Versorgung ist in vielen Entwicklungsländern nicht nur ein Luxusgut, sondern auch ein Glücksspiel. Korruption ist allgegenwärtig und erschwert den Zugang zu angemessenen Behandlungen. In Kenia zum Beispiel besteht eine große Gefahr in gefälschten Medikamenten. Schätzungsweise 20 bis 30 Prozent des Marktes mit einem Volumen von rund 80 Millionen Euro sind gefälscht. Das stellt nicht nur ein gesundheitliches Risiko dar, sondern auch ein finanzielles. Arme Menschen werden in der Apotheke besonders häufig betrogen. Diejenigen, für die ein krankheitsbedingter Arbeitsausfall die gravierendsten Folgen haben, müssen also damit rechnen, ihr Geld in nutzlose oder sogar schädliche Medikamente zu stecken.

Dieses Problem wollen die CounterFighters angehen. Das zweiköpfige Start-up, bestehend aus den Gründern Emmanuel Rusaka und George Mwaura, hat einen Service entwickelt, mit dem Nutzer ganz einfach per SMS abfragen können, ob ein Medikament registriert ist. Ende Juni startet ein Testlauf des Prototyps in der Uniklinik der African Nazarene University (ANU) in Nairobi. Verläuft dieser erfolgreich, steht ein Roll-out im nächsten Jahr an.

Eine Geschäftsidee in vier Tagen

Die CounterFighters wurden 2015 während der Impact Week Nairobi geboren. Michael Hübl, Gründer des Mitfahr-Netzwerks flinc, hat diesen Start-up-Workshop ins Leben gerufen mit dem Ziel, junge Menschen in die Lage zu versetzen, mit einem eigenen Unternehmen Geld zu verdienen. Das ist nachhaltiger als Hilfsgelder, und mehr Spaß macht es auch. Bei der ersten Impact Week letztes Jahr lernten Teilnehmer an fünf Tagen, mit dem Design-Thinking-Toolset Geschäftsideen und -modelle zu entwickeln. Am Ende pitchten die Teams vor einer Jury um einen Preis, den Impact Award, und die Aufnahme in einem Inkubator, in dem die besten Ideen mit finanzieller und fachlicher Unterstützung weiterentwickelt werden können.

Die Resonanz unter den Teilnehmern war so groß, dass es auch dieses Jahr wieder eine Impact Week gibt. Mit Unterstützung der Sponsoren Accenture, Lufthansa, PwC, Cosnova und Oseon werden in der ersten Juli-Woche Ideen aus den Bereichen Ernährung, Bildung, Finanzen, Mobilität, Gesundheit, Sicherheit und Lifestyle entwickelt, validiert, getestet und gepitcht. Für jeden Track ist ein erfahrener Design-Thinking-Experte verantwortlich, der den Teams mit methodischer Unterstützung zur Seite steht. Zusätzlich hat jedes Team einen Coach, der als Sparringspartner jeden Schritt begleitet, Feedback gibt und motiviert. Auch dieses Jahr messen sich die Teams am Ende der Woche beim Pitchen um den Hauptgewinn und einen Platz im Inkubator.

Wobei die Organisatoren glauben, dass jeder Teilnehmer der Impact Week gewinnt. Das Wissen, dass eine gute Idee und strukturierte Methoden echte Chancen eröffnen, kann nicht weniger als einen Mentalitätswandel bewirken, wie zahlreiche Teilnehmer im letzten Jahr bestätigen. Einige von ihnen sind dieses Jahr wieder dabei.

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Technologien, die Probleme lösen

Auch wenn es in erster Linie darum geht, Teilnehmern zu zeigen, welche Möglichkeiten ihnen offenstehen, hoffen die Organisatoren auf positive Effekte für die Community. Schließlich stehen in der Design-Thinking-Philosophie der Nutzer und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt. „Technologien und Services müssen relevant sein für Probleme vor Ort. Sonst sind sie nicht mehr als Spielereien“, sagt Tapio Liller. Entsprechend lernen Teilnehmer zu Beginn des Workshops, diese Probleme genau zu analysieren, um darauf aufbauend Lösungsansätze zu entwickeln. Diese Ideen werden in einem iterativen Prozess getestet und weiterentwickelt, Prototypen für Lösungen erstellt und schließlich Geschäftsmodelle erarbeitet.

Ansatzpunkte gibt es reichlich, wie die Vorschläge aus dem Vorjahr gezeigt haben. Neben den CounterFighters wurde bei den Impact Awards eine E-Learning-Plattform ausgezeichnet, die junge Menschen individuell auf den Berufseinstieg vorbereitet. Ein weiteres nennenswertes Projekt ist eine intelligente Verkehrsleit-App für Nairobi, eine Stadt die mit einer völlig überlasteten Verkehrsinfrastruktur kämpft. Diese Ideen verbinden den Nutzen für den Anwender mit einem gesamtgesellschaftlichen Vorteil. Und auch dieses Jahr wird es viele Ideen geben, die den Spagat zwischen Individuum und Allgemeinheit schaffen. Wir sind gespannt darauf. Sie auch? Während des Events wird das Team auf Facebook und Twitter Updates aus Nairobi geben.

 

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