Connfair: kreativ aus der Krise
Connfair Mitgründer Arne Schäufele. Foto: Connfair

Das junge Darmstädter Software-Startup Connfair stand angesichts von Corona vor dem Nichts – und hat mit einer so einfachen wie genialen Idee den Weg aus der Krise gefunden. Connfair bietet eine All-In-One-Applösung für Veranstaltungen an, auf der Informationsströme gebündelt und abrufbar gemacht werden – vom Ticketing bis hin zur Programmplanung. Das von Connfair entwickelte Drehkreuz ist sein MVP und soll Ticketkontrollen am Eingang durch Personal ablösen . Klar, dass damit erst einmal Schluss war. Kurzerhand hat Connfair sein Produkt umgestellt und zählt nun digital, wie viele Besucher:innen sich an Orten wie Supermärkten und Museen aufhalten. Damit kann es sich vor Anfragen kaum retten.

„Das war schon super wie das auf einmal durch die Decke ging und eine echt krasse Erfahrung“, erzählt Mitgründer Arne Schäufele. Nachdem große Medien wie RTL und die FAZ auf Connfair aufmerksam geworden sind, habe das Telefon tagelang durchgeklingelt. „Neben ernsthaften Interessent:innen hat zum Beispiel auch mal ein Rentner angerufen und wollte Produktverbesserungen bei einem Kaffee besprechen“, schmunzelt Schäufele weiter.

Eigentlich alles für die Marktöffnung vorbereitet

Dass es so gut läuft, war lange nicht absehbar. Eigentlich sei im Februar alles in die Wege geleitet gewesen, das Drehkreuz an den Markt zu bringen. „Wir standen kurz davor, einen Vertriebsleiter einzustellen, ein weiteres Büro anzumieten und hatten außerdem gerade eine neue Homepage aufgesetzt. Als die Nachricht kam, dass Veranstaltungen die nächsten Monate wahrscheinlich erst einmal nicht stattfinden werden , hatten wir das Gefühl, vor eine Wand gelaufen zu sein“, so Schäufele. Nach den ersten Notmaßnahmen habe man sich zusammengesetzt und überlegt, wie es weitergehen soll. Irgendjemand, so genau weiß es Schäufele nicht mehr, habe dann erzählt, dass es in einigen Bundesländern Maximalzahlen für Kund:innen in Geschäften gebe. Die insgesamt vier Gründer haben die Schnittstelle zu ihrem Produkt erkannt und die Idee war geboren.

Interessant ist Connfair damit eigentlich für jede Art von öffentlichen Orten – zum Beispiel Museen, Freibäder, Supermärkte und Verwaltungen. Sensoren an den Ein- und Ausgängen messen dabei, wie viele Menschen in ein Gebäude hinein und hinaus gehen. So haben die Betriebe immer in Echtzeit Kenntnis darüber, wer sich in ihren Räumlichkeiten aufhält. Ein Ampelsystem zeigt an, wann es in den Einrichtungen Kapazitäten gibt. Das System zu adaptieren sei gar nicht so einfach gewesen, erzählt Schäufele weiter. „Am Anfang lief es extrem gut. Aber klar, wir hatten auch einige Kinderkrankheiten. Zum Beispiel haben unsere Sensoren Einkaufwägen als Personen gezählt, da mussten wir dann halt nochmal ran.“

Eine Flucht nach vorne

Die Weiterentwicklung sei auch ganz klar eine Flucht nach vorne, die einzige mögliche Option in dem persönlichen Risiko, das Gründungen mit sich bringen: „Wir haben schon so viel investiert in unser Projekt und fühlen uns auch fürs Team verantwortlich. Klar, da schläft man nicht jede Nacht gut, sondern macht sich auch so seine Gedanken“. Im Moment seien Notmittel wie staatliche Hilfsmaßnahmen aber zum Glück kein Thema, Connfair voll im Vertriebstunnel. Das Team glaubt, dass die Systeme auch über die Corona-Zeit hinaus benötigt würden. Bei Veranstaltungen werde zurzeit noch zu wenig auf Personenzahlen geachtet. Dort sieht Schäufele die Chance von Connfair über die Krise hinaus. Ein Schlittschuhbahnbetreiber habe sogar nach beiden Systemen gefragt – das mechanische mit Drehkreuz für den Einlass auf Gelände, und das schlankere mit den Lasersensoren für die eigentliche Eisbahn.

Connfair bekommt Hilfe aus der Region

Hilfe bekommt Connfair übrigens von cosee, einem Softwareunternehmen aus Darmstadt. Zusammen haben die beiden Firmen die Connfair Counter App auf den Markt gebracht. Mit dieser App kann auch ohne Einlass-Ampel die Personenzählung synchron über mehrere Ein- und Ausgänge hinweg durch Mitarbeiter erfolgen. Connfair habe dabei auch von dem persönlichen Netzwerk in der Region profitiert, erzählt Schäufele, der selbst aus der Region kommt: „Ich kenne den Geschäftsführer Konstantin Diener, er meldete sich als er von unserer Idee erfuhr und da lag es nahe, die Kapazitäten zu bündeln.“

Trotz allem soll das Startup vor allem in der Eventbranche beheimatet bleiben: „Im Moment kann alles passieren: Dass wir nur 50 Ampeln verkaufen, oder 500. Daher ist alles, was nach Corona kommt, ein Gedankenspiel. Aber das ist eine extrem spannende Zeit und wir versuchen, sie so gut wie möglich zu nutzen.“

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