Hub Report Zürich, Teil 2: Mission “Deep Tech Nation”

Für den zweiten Teil unseres Hub Reports aus der Schweiz hat es uns ins Kraftwerk Zürich verschlagen. In der alten Industrie-Location, direkt im Stadtzentrum an der Limmat gelegen, sind wir zur Abschlussfeier des Kickstart Accelerators, dem wohl bekanntesten Förderprogramm für Startups in der Schweiz, eingeladen. Dabei geht es um viel mehr, als Startups zu fördern. Es geht um ein großes, gemeinsames Ziel. Für die gesamte Wirtschaft, vielleicht sogar für das ganze Land.

Christoph Birkholz ist erst nicht zu finden, dann muss es schnell gehen. Was aber wiederum nicht schlimm ist, denn der weiß Dinge auf den Punkt bringen. Kaum einer in der Schweiz kennt die hiesige Startup-Szene besser als er: Bereits vor zehn Jahren baute der gebürtige Bochumer den Impact Hub als ersten Coworking-Anbieter in der Schweiz auf. Ursprünglich kam er als Doktorand nach St. Gallen, startete jedoch in seiner ersten Uni-Woche das, was heute die größte Unternehmer Community in unserem Nachbarland ist.

Als Unternehmen hinter dem Kickstart Accelerator sind Birkholz und sein Team vom Impact Hub dafür zuständig, etablierte Organisationen – neben Corporates beispielsweise auch Städte und Universitäten – mit innovativen Startups zusammenzuführen. Der Fokus liegt dabei auf Startups mit B2B-Orientierung, die in eine der vier Kategorien Education Tech & Learning, FinTech & Crypto, Food & Retail Tech oder Smart Cities & Infrastructure passen. Im nächsten Jahr kommen Cyber Security und Health Tech als weitere Verticals hinzu.

Technologie als gemeinsame Gründer-DNA

Warum die Schweiz gerade in komplexen Tech-Disziplinen besonders stark ist, macht Birkholz auch an der Geschichte fest: “Im Vergleich zu anderen Ländern gab es hier beispielsweise nie Bodenschätze. Das führt dazu, dass die Menschen sehr kopfgetrieben sind und die Wissenschaft eine wichtige Rolle einnimmt”. Spätestens als Birkholz später auf der Bühne vom gemeinsamen Ziel spricht, die Schweiz zur “Deep Tech Nation” zu entwickeln, wird deutlich: Technologie ist die gemeinsame DNA, die die Schweizer Gründerszene eint.

Vorstellung der Kooperationen beim Abschlussevent im Zürcher Kraftwerk.

Mehr als 35 Kooperationen zwischen Startups und führenden Unternehmen, die im Kraftwerk präsentiert werden, hat Kickstart hervorgebracht. Zu den Gästen gehören an diesem Abend unter anderem Roger Wüthrich, CDO bei der Swisscom, und Reto Conrad, Leiter Direktion Informatik bei coop. Beide Unternehmen gehören zu den bekanntesten Schweizer Marken. In dieser Liga spielen auch die anderen Partner – darunter die Zürcher Universitäten, Credit Suisse, Migros oder Mondelez. Nur um ein paar zu nennen.

Neues Bewusstsein für Startups

Warum die Initiative nunmehr “Kickstart” heißt, ohne den Zusatz “Accelerator”, wird schnell klar: Birkholz und seinem Team geht nicht mehr nur darum, Startups zu fördern, sondern vielmehr Innovationsthemen im Sinne der Gesamtwirtschaft weiterzuentwickeln. Zwar gibt es ein Bewerbungsverfahren für den Accelerator, inzwischen scoutet Kickstart aber vor allem proaktiv auf Initiative der institutionellen Partner. Und das auch im Ausland, wie die Erfolgsbeispiele von YUKKA Lab (Deutschland) oder Fintechdb (Norwegen) zeigen.

Dabei war es auch in der Schweiz ein langer Weg, bis Unternehmen sich für Startups geöffnet haben. “Erst in den letzten drei Jahren ist die Grenze allmählich verschwommen”, erklärt Christoph Birkholz. Das lag nicht zuletzt an Marktanteilen, die etablierte Player an aufstrebende Unternehmen verloren haben. “Man ist sich inzwischen darüber bewusst, dass es mehr als nur ein bisschen Austausch mit einem Startup benötigt, um echte Innovation zu ermöglichen.”

10 Stunden statt 10 Jahre

Die Zukunft der Schweiz als Innovationsstandort steht in jedem Fall auf einem stabilen Fundament. Zahlreiche Initiativen sind in der Mache, darunter der Innovationspark Zürich. Hier sollen bald Großunternehmen, KMUs und Startups die Zukunft gestalten. Laut Birkholz entstehen derzeit zwei große Wachstumsfonds, die mehr Kapital für Startups ermöglichen sollen. Und auch die privaten Investoren seien interessiert und aktiv, wenngleich bei Series A und B Finanzierungen noch Luft nach oben ist.

Birkholz und sein Team gehen ebenfalls den nächsten Schritt. Bislang hatte der Impact Hub Kickstart als Mandat übernommen, ab dem kommenden Jahr rutscht das Programm komplett unter das eigene Dach. Damit ergeben sich neue Möglichkeiten, von denen vor allem die Startups profitieren sollen. “Das, was wir uns in zehn Jahren mühsam an Kontakten und Beziehungen aufgebaut haben, wollen wir jetzt in zehn Stunden weitergeben”, unterstreicht Birkholz seine Mission. So kann es schnell was werden, mit der Deep Tech Nation.

 

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